Es ist einer der vielen Widersprüche unserer Zeit im Bereich Nachhaltigkeit: Während unsere Ernährung sowohl direkt als auch indirekt von der Artenvielfalt abhängt, gilt sie heute gleichzeitig als Haupttreiber für deren Verlust. Der enorme Flächenbedarf für den Anbau von Futtermitteln sorgt beispielsweise dafür, dass insbesondere tierische Erzeugnisse einen hohen „Biodiversitäts-Fußabdruck“, also negative Auswirkungen auf die Umwelt, haben. Ein Blick auf pflanzliche Lebensmittel zeigt ebenfalls die Problematik: Aufgrund des starken Insektenschwunds fehlen den Obst- und Gemüsepflanzen wichtige Bestäuber – und uns fehlen diese pflanzlichen Lebensmittel dann auf unseren Tellern. Der Schutz und Erhalt der Biodiversität ist daher überlebenswichtig – sowohl für Flora und Fauna als auch für uns Menschen.
Die gute Nachricht: Viele unserer Katzensprung-Leuchttürme nehmen sich dieser Aufgabe hingebungsvoll an und führen ihren Gästen im Rahmen ihrer touristischen Angebote – niedrigschwellig und mit hohem Genussfaktor – vor Augen, wie wichtig und bereichernd Biodiversität für unseren Speiseplan ist.
Aktiv gegen den Artenschwund
In dem liebevoll angelegten und gepflegten Schaugarten Kuhmuhne direkt am Ortseingang von Schönhagen im Naturpark Eichsfeld-Hainich-Werratal wachsen rund 350 verschiedene Nutz- und Zierpflanzensorten. „Unser Ziel ist es, diese Sorten zu erhalten, für Besucher zugänglich und mit allen Sinnen erlebbar zu machen,“ erklärt Petra Hesse, gelernte Gärtnerin und Phytotherapeutin. Der Fokus liegt auf alten Kulturpflanzensorten, die Interessierte zum Staunen bringen – und die biologische Vielfalt erhalten. Für dieses Engagement ist der Schaugarten 2015 als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt und 2023 von „Tausend Gärten – Tausend Arten“ mit Gold ausgezeichnet worden. Am schönsten ist ein Besuch in der Zeit von April bis Oktober. Nur acht Kilometer von Schönhagen entfernt liegt ein weiterer Katzensprung-Leuchtturm mit eigenem naturbelassenem Garten: Der Hof Sickenberg betreibt ökologische Landwirtschaft nach strengen Bioland-Richtlinien und bietet dank Streuobstwiesen, Nuss- und Beerensträuchern sowie Beeten voll traditioneller Heil- und Nutzpflanzen eine ganz besondere Vielfalt gesunder Leckereien.
Bunte Teller aus wilder Kräuter-Vielfalt
Gerade war es noch „Unkraut“, jetzt liegt es als köstliche Mahlzeit auf dem Teller. Statt wilde Pflanzen zu roden oder mit Gift zu bekämpfen, zeigt Tausendgrüns WaldKräuterey im Naturpark Lüneburger Heide, dass „Unkraut" nichts anderes ist als eine Frage der Definition. Die WaldKräuterey lädt zu einem unvergleichlichen Geschmackserlebnis ein und sensibilisiert so für die Bedeutung von Biodiversität und intakter Natur für eine gesunde Ernährung. Auch auf dem Albertinenhof im Natur- und Sternenpark Westhavelland ist man sich der kulinarischen Schätze der Natur bewusst. Und so wandern hier historische Gemüsesorten direkt vom Beet auf den Teller.
Gelebte Biodiversität
Weniger relevant für unsere Ernährung, dafür umso wichtiger für eine ausgewogene Biodiversität, ist das Konzept der Arche Warder. Hier im Naturpark Westensee in der Nähe von Kiel treffen sich Freizeitangebot, Bildungseinrichtung und wissenschaftlicher Anspruch: Auf dem Gelände werden vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen gehalten und vermehrt.
Auch das bringt nicht nur Groß und Klein zum Staunen, sondern trägt zum Erhalt und Schutz der Biodiversität bei.
Über Katzensprung
Das Projekt „Katzensprung 2.0 - Aktiv für den Klimaschutz im Deutschlandtourismus" wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert. Das Vorhaben ist eine Fortführung des erfolgreichen Pilotprojektes „Katzensprung. Kleine Wege. Große Erlebnisse" und Verbundprojekt zwischen dem Verband Deutscher Naturparke e.V., dem Institut für Nachhaltige Ernährung und Ernährungswirtschaft an der FH Münster, der Technischen Universität Berlin – Institut für Berufliche Bildung und Arbeitslehre (TUB) sowie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie gGmbH.